Vorwort von John Matheson

Rede zur Ausstellungseröffnung von Georges Kobylansky

1985 Orangerie Schloss Benrath

 

"Aus dem Unterbewußten heraus entwickeln sich die Arbeiten von Georges Kobylansky, die Gesten von Hand und Arm führen zu einer oganischen Bildwelt, die nicht nach, sondern wie die Natur entsteht.

 

Er ist ein Künstler des Informellen, jener Kunstrichtung, die sich aus dem Surrealismus herausgelöst hat und unter Verwendung des Automatismus zu einer eigenständigen Bewegung geworden ist. Mit dynamischen Bewegungen und einer spontanen Gestik reifen Werke heran, deren Formverläufe und deren räumlicher Illusionismus vielschichtigste Ausdrucksmöglichkeiten wiederspiegeln und in denen vielfach poetische wie musikalische Gesetzte bildnerisch umgesetzt und systematisch erweitert werden.

 

Kobylanskys Bilder entstehen in einer scheinbaren Geschwindigkeit des Arbeitsprozesses. Doch dieser täuscht: es ist ein langsames, behutsames Vortasten nach Gebilden, die an Vegetatives, wie an geordnete Muster erinnern. Angesiedelt in einem zeitlosen Moment, der offensichtlich subjektiv bestimmt wird. Nur unter dauernder Kontrolle können seine so spontan wirkenden Arbeiten entstehen, bei denen im Ablauf ihrer Entstehung immer wieder Zustand überprüft und über das Weitergehen reflektiert wird, was auch immer die Möglichkeit des Verwerfens, ja des eingestandenen Scheiterns beinhaltet. Denn eine Korrektur des bis zu diesem Zeitpunkt Geschaffenen ist niemals möglich, sie würde die spontane Einmaligkeit und die formale Einheit der Bildstruktur wie die Frische der Bildtextur stören.

 

So kommt es zu makroskopischen Werken, die einen vom Bildrand begrenzten Ausschnitt einer viel größeren Welt beinhalten, wie zu mikroskopsichen, in denen scheinbar kaum zu sehenden Details herausgenommen und einzeln beispielhaft vor uns erscheinen.

 

Seine Arbeiten, oftmals mit bunten, kräftigen Farben gemalt, gelegentlich auch im feinsten pastosen Kolorit, halten den flüchtigen Moment eines kontinuierlichen Geschehens fest, in dem Energie und Materie, Zeit und Raum eins geworden sind. Sie lassen unseren Empfindungen einen weiten Spielraum, ihre Dynamik wirkt auf uns und läßt uns über Bildinhalt meditieren - Assoziationen sind dem Betrachter erlaubt, er darf seine Gefühle  zu dem, was er sieht, ausdrücken.

 

Mit der Aktion des künstlerischen Schaffens, dem Malen, die von einem Organ der Hand und dem Arm, unterbewußt ausgeführt wird, gelangt Kobylansky  zum Organischen, das wiederrum in sich selbst organisiert sein muß, um endlich zur Konstellation zu werden, die Leben ausdrückt."

 

             John Matheson (Kunstkritiker)